13. Juli 2008
Der Festival-Report, Teil 1
Wir waren in der Vergangenheit ja eher die Band für dunkle Knellen und späte Stunden. Das hat sich in den letzten Wochen bisschen geändert, denn wir befinden uns mitten im Festivalsommer – und der beginnt bekanntlich meist kurz nach Mittag. Nun haben wir schon paar Konzerte hinter uns, und obwohl wir manchmal fast noch in den Morgenstunden spielten war es eine grosse Plaisir. Und wir wollen Dir, liebes Publikum, einige Geschichtchen nicht vorenthalten.
Am Jazz-Festival in Montreux, wo wir letzten Freitag im Park spielten, drohte das Konzert zuerst abgesagt zu werden. Der Wetterdienst hatte eine Viertelstunde vor dem Konzert einen Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h vorausgesagt. Der Sturm kam dann nicht, dafür stürmten wir die Bühne. Unser erster Gig in der Westschweiz, die Leute tobten – das wagen wir uns in dieser drastischen Form zu sagen. Um ein Uhr wäre eigentlich fertig gewesen, die Moderatorin wollte die Leute verabschieden, aber sie schrien sie von der Bühne, wir mussten nochmals hoch, Nachtruhe-Gesetze hin oder her. Die Veranstalterin meinte, wir seien die erste Band in der Geschichte Montreuxs, die auf dieser Off-Bühne eine zweite Zugabe geben durfte. Was für eine Schmeicheleinheit.
Gestern spielten wir im Kiental. Es regnete so stark, dass wir zusehends den Verdacht hegten, dass einer in unserern Reihen in der letzten Woche den Teller nicht ausgegessen hatte. Untersuchungen sind noch im Gange. Das superbe Publikum liess sich von den fädenartigen Niederschlagen nicht beirren und hüpfte mit ihren pink-violetten Regenkleidern vor der Bühne herum. Unglaubliche Wetterfestigkeit, Kompliment. Und Hene zog mit seinem 4x4-Suzuki-Jeep unseren Anhänger in extremis aus dem Schlamm. Suuberi Büetz, Hene.
Am Woodrock-Festival öffnete "Tom der Bär" alle Türen.
Um ans Open-Air St.Gallen zu kommen, mussten wir um HALB SIEBEN morgens aufstehen. Wir eröffneten auf der Zeltbühne. Wir waren bisserl nervös, aber geladen wie Brunftruten. War ein guter Gig. Leider mussten wir danach gleich weiter nach Rothenburg....
... wo wir kurz bevor wir um halb Neun auf die Bühne stiegen, merkten, dass DRS 3 unser Konzert aus St.Gallen noch am selben Abend überträgt, in voller Länge. Das heisst: Als wir in Rothenburg auf der Bühen standen, liefen wir zeitgleich durch den Äther. Kurliges Gefühl. In Rothenburg spielten wir auf einer alten Holzbrücke, wunderbare Kulisse. Und Jüre, unser geschätzter Tour-Begleiter, liess sich auf die Geheimnisse des Feng-Shuis ein...
In der Fanmeile von Zürich spielten wir an der Peripherie der Fanzone, dort, wo viele Stände bereits abgeräumt wurden, weil nie was lief. Es war ein grauer Abend, und es goss aus Kübeln. Ein Moment also, in dem man sich ernsthaft fragt, ob das Musikerdasein wirklich das verspricht, was ihm oft angedichtet wird. Wir haben aber das Beste aus der tristen Szenerie gemacht und hatten unter dem weissen Bierzelt extrem viel Freude. Und den paar Nasen, die ihren Sonntagsspaziergang unterbrachen und vor dem Zelt im Regen standen, gings scheinbar auch so.
Das Schrottrock in Thörishaus spielte sich, der Name sagt es, auf einem Schrottplatz ab. Was für eine Umgebung für Konzerte. Das Beste war, dass die Jungs vom Schrottplatz ständig neue Altautos hergeschleppt haben, die man, mit Helm und Schutzbrille ausgerüstet, zerdeppern durfte.
Auch am B-Sides pisste es. Schade für dieses herzallerliebste Festival, das mit grandios viel Herzblut betrieben wird. Wenn Festival, dann à la B-Sides, finden wir.
So, dass waren die Abenteuer der ersten Festival-Zeit, natürlich gäbe es da noch einige mehr, aber es muss ja nicht immer alles aus dem Nähkästchen ausgeräumt werden...