08. September 2008

Der Festival-Report, Teil 2

«Ich will immer soviel erleben
Und verschlafe doch nur die Zeit
Und kaum daß ich einmal nicht müde bin
Ist der Sommer schon wieder vorbei»

heisst es in einem Lied von Element of Crime; ein Lied, das der Schreiber immer hören muss, wenn die Tage wieder kälter, die Nächte wieder kürzer werden. Der Sommer geht dahin, da darf man ruhig etwas melancholisch werden. Aber was nicht richtig ist: Der Sommer hat uns vieles erleben lassen. Hier noch einige nette Erinnerungen Teil 2 an die Festival-Tour, die in an den Musikfestwochen in Winterthur zu Ende ging.

Wir beginnen beim Gurten-Festival, wo der Hügel ännet äm Berg, bei der Waldbühne also, rappelvoll war, als wir die Bühne enterten. Am Gurten konnten wir ein medizinisches Phänomen erleben: Wenn es nämlich zu einer vom vegetativen Nervensystem gesteuerten Kontraktion des Haarbalgmuskels kommt und sich Haarfollikel über die Hautoberfläche erheben, dann nennt man das Gänsehaut, in Dänemark auch Ameisenbrust genannt.

Ein Tag nach dem Gurten war dann Pod'Ring Biel angesagt. Ein schönes Stadtfest, wo die Kinder vor der Bühne auf Bierharassen herumklettern. Wir sorgten im weiteren Verlauf des Abends dafür, dass den Kinder das Spielmaterial nicht ausging.

Es war schon etwas beeindruckend: der giganstische Theater-Saal Lörrach im Burghof Theater. Und es war ein bisschen wie eine Oper aufzuführen. Das Publikum kam zwar etwas spärlich am diesjährigen Stimmen-Festival, aber zumindest für die Künstler war es ein Erlebnis erster Güte. Und zumindest eine Kneipe hatte am Sonntagabend offen, damit wir mit Kamilentee und heissen Ovomaltinen die dreitägige Konzertkaskade begiessen konnten. Dart kann ein unterhaltsames Spiel sein, und auch ein Platz in einer Kleinstadt kann eine Bühne sein - dies nachhaltige Erkenntnisse unseres Deutschlandtrips.

Darauf folgte eine Pause von zwei Wochen, in der wir aber nicht untätig bleiben - siehe letzter Eintrag "Kummerbuben tendieren zu Meitschi"...

Am Thunfest festete Thun ganz fest und einige unserer Mitglieder wurden dazu gewzungen, Unterschriften auf sekundäre Geschlechtsteile zu geben. Dass sie keinen allzu grossen Widerstand leisteten, muss hier jetzt nicht erwähnt werden.

Schönes Wetter gabs auch am Heitere, und einen wunderbaren Backstage-Bereich, inkl. einem Frisör. Und wir lernten eine neue Seite an uns kennen: Wir können auch frühmorgens in die Gänge kommen, wenn wir wollen. Auch das Publikum wollte. Heitere war übrigens auch unsere letzte Show mit Edita, die unsere Sommertour als schauspielernde Tänzerin oder tanzende Schauspielerin begleitete und unseren Auftritten so manch ein Glanzpunkt verleihte. Merci bien!

Ein äusserst kontrastreiches Programm bot dann das folgende Wochenende. Zunächst wurden wir in das ehrwürdige Wintersportlokal Kaufleuten in Zürich geladen, wo wir, nicht gerade zu unserer Erwartung, von wirklich freundlichen Menschen in Empfang genommen wurden. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass der Zürcher an sich kein Arschloch sein muss. Was auch noch erstaunlich war: Es war das erste Konzert, in dessen Vorfeld Tickets von uns auf dem Schwarzmarkt (Ricardo) gehandelt wurden. Trotz verbilligtem Preis wollte aber niemand die Bilette kaufen.

Wirklich ganz anders präsentierte sich die Szenerie am Keltenfest in Hirschmatt, nahe Guggisberg. Wirklich: ganz anders! Wir durften feststellen, dass eine als ausgestorbene Spezies noch gibt: Den Hippie. Und wir durften merken, dass auch der Hippie an sich überhaupt keine bekiffte Nervensäge ist, sondern ein äusserst aufmerksamer Zuhörer. Und einer, der auch in Accapella-Teilen noch tanzt, wie Schmidi, Frontdompteur von Chica Torpedo am späteren Abend trefflich bemerkte. Zudem war es ein tiefschürfendes Erlebnis, und dies nun ganz ohne Ironie gemeint, am Ensteheungsort das Guggisberlied zu spielen. Das Schwarzenburgerland, es hat was. Auch daher haben wir spontan die Situation genutzt, um paar neue Bandfotos zu machen. Tabea Hüberli wird uns die nächsten eineinhalb Jahre begleiten - mit ihrer Kamera (dazu bald mehr). Das trifft sich gut: Die Frau macht nicht nur wunderbare Bilder, sie ist auch noch äusserst sympathisch.

Und auch das letzte Wochenende unserer Tour bracht nochmals Spiel, Spass und Unterhaltung. Zunächst beim Fest des geliebten Berner Velokuriers, der dem Schreiberling über vier Jahre ein Arbeitgeber war. Da liessen wir uns auch überreden, ein Gölä Lied zu einem Kurierlied umzumodeln (Ha gäng e chly Stoub uf dr Lunge, chly Dräck uf der Zunge...).

Eine Herzensfreude waren auch die vielen Menschen in Winterhur, die uns warm empfingen und uns einen wunderbaren Abschluss bescherten. Besonders freuten uns die paar Punks, die extra aus Zürich mit Traktor und Bauwagen nach Winterhur gefahren sind, um uns zu sehen. 

Es war eine lange Tour, manchmal auch etwas strapziös. Die Strapazen waren auch unserem Manager anzumerken. So rief nach Winterthur dem Schreibenden an: Er habe seine Sonnenbrille im Wagen vergessen - und sein Handy. Es brauchte einige Momente bis er realisierte, dass er auf besagtem Telefon ja gerade am telefonieren war...